Forstmaßnahmen in Weil am Rhein

Stadt  und Forstverwaltung erläutern Hintergründe der Maßnahme und das weitere Vorgehen

Die Forstmaßnahmen „Im Sohleck“, entlang der Nonnenholzstraße und am Kinderspielplatz „Im Mooswald“ werden Thema in der kommenden Sitzung des Finanzausschusses am 8. April sein. Die Stadt Weil am Rhein und das Landratsamt Lörrach haben sich darauf verständigt, in der öffentlichen Sitzung zu berichten und für Fragen aus dem Gremium zur Verfügung stehen.
 
Die Stadt Weil am Rhein hat zur Beförsterung ihrer Wälder eine vertragliche Vereinbarung mit dem Landratsamt Lörrach und dessen Forstverwaltung. „Wir sind auf diese fachliche Expertise angewiesen“, macht Oberbürgermeister Wolfgang Dietz klar. Im Rahmen jährlich abgestimmter Planungen erledigt die Forstverwaltung die erforderlichen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in den Wäldern der Stadt, einschließlich der Maßnahmen zur Herstellung der Verkehrssicherheit, zu welcher der Waldeigentümer gesetzlich verpflichtet ist.  Dieses betrifft Kontrollen und gegebenenfalls Maßnahmenumsetzungen die notwendig sind, um Gefahren durch Bäume für Leib und Leben entlang öffentlicher Straßen und Wege, Bebauung sowie Erholungseinrichtungen zu vermeiden.
 
Dietz: „Die Pflicht zur Verkehrssicherung gegenüber Wegen, Straßen, benachbarten Hausgärten oder Plätzen dürfte unbestritten sein.“ Dietz verweist dabei auf die Haftungsfrage. Die Haftung für vom Wald ausgehende Gefahren, wie umstürzende Bäume oder herabfallende Äste, trifft in Deutschland den Grundstückseigentümer (Waldeigentümer).
 
In der Tat, weiß Dietz, sei der Eingriff massiv und flächig gewesen. Solche Eingriffe können nicht immer vermieden werden, da Bäume oder Geäst auf Straßen, Bahnlinien oder Geh- und Radwege stürzen können. Dass eine reelle Gefahr besteht, wurde jüngst auf dem Mooswald-Spielplatz deutlich, als eine Eiche auf ein Spielgerät stürzte. Der Spielplatz bleibt aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres gesperrt.
 
 
In der Zukunft, so hält der Oberbürgermeister fest, sei indes eine noch stärkere Aufklärung im Vorfeld solcher weitreichender Maßnahmen, die aus waldwirtschaftlicher Sicht  erforderlich sind, notwendig, um die fachlichen Aspekte der Öffentlichkeit zu erläutern und näher zu bringen. Und man darf sich durchaus die Frage stellen, ob man in Zukunft den Fokus stärker auch auf weitere Aspekte legen wolle, etwa den Erholungsraum oder die Bevölkerung. Das gelte es in Zukunft sicherlich zu prüfen.
 
Die Stadt steht derzeit im ständigen Austausch mit den Fachstellen. Verschiedene Vor-Ort-Termine haben bereits stattgefunden, auch um die weiteren Maßnahmen abzustimmen. Ein wichtiger Punkt war und ist dabei die Frage der Wiederaufforstung und weiteren Entwicklung der Fläche. Der Forst, sagt Dietz, habe ihm zugesagt, dass dies noch in diesem Frühjahr beginnen soll. Wobei die Details in Sachen Art und Umfang solcher Maßnahmen noch zwischen unterer Naturschutzbehörde, Forst und dem Regierungspräsidium abgestimmt werden. Letzteres ist für das angrenzende Naturschutzgebiet zuständig.
 
Auch die Forstverwaltung des Landratsamtes bestätigt die Dringlichkeit der Maßnahme entlang des Sohlecksträßchens. Der Waldbestand in dem Gebieten besteht weitgehend aus den Baumarten Esche und Robinie. Das Eschentriebsterben führt seit einigen Jahren zum massiven Absterben von Eschen, diese fallen häufig ohne äußerlich ersichtlichen Grund um. Robinien auf Kiesstandorten sind ebenfalls nicht stabil, und sterben vermehrt ab, grade nach der Trockenphase der vergangenen Jahre. Auch Unwetter im vergangenen Sommer haben dem Bestand stark zugesetzt.


„Diese Aspekte führten zu einer akuten und realen Gefahrenlage, welche die Verkehrssicherungsmaßnahme kurzfristig erforderlich machte“, erklärt der zuständige Dezernent des Landratsamtes Lörrach, Michael Kauffmann. Bei der gegebenen Linienstruktur des Baumbestandes entlang der vorhandenen Wege und Gartenanlagen und durch den Grad der Vorschädigung ließ sich die Maßnahme leider nur durch eine weitgehende Entnahme der vorhandenen Bäume und damit einhergehender, sichtbarer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes realisieren. „Wir können kritischen Reaktionen der sich um die Natur sorgender Bürgerinnen und Bürger gut nachzuvollziehen. Gerade in einem stark städtisch geprägten Umfeld hätte eine stärkere Information und Mitnahme der Bevölkerung im Vorlauf der Maßnahme erfolgen müssen“, so Kauffmann.
 
Allerdings sind in der operativen Maßnahmenumsetzung auch Fehler unterlaufen. So wurde es bei der Vielzahl der Einzelmaßnahmen und der gegebenen Dringlichkeit im Vorlauf versäumt, die erforderlichen Abstimmungen mit dem Naturschutz vorzunehmen. „Wir bedauern dieses Versäumnis. Dieses ist besonders ärgerlich, da eine enge und gute naturschutzfachliche und -rechtliche Begleitung forstlicher Bewirtschaftungsmaßnahmen Standard ist“, betonte Kauffmann. Man ist derzeit in enger Abstimmung zwischen Forst- und Naturschutzverwaltung, um dieses formal zu heilen und die fachlichen Hinweise des Naturschutzes abzuarbeiten.
 
Allerdings besteht jetzt die Chance, in dem Bereich einen Waldbestand auszuformen, der stabiler, klimaresilienter, naturnäher und ästhetischer als der bisherige ist. Denn: Der Klimawandel macht sich in den heimischen Wäldern bemerkbar. So manche Wälder haben in ihrer derzeitigen Zusammensetzung keine Zukunft. Und so sollen statt der labilen Esche Eichen gepflanzt werden. Auch die nicht heimische Baumart Robinie soll weiter zurückgedrängt und durch ökologisch wertvollere Baumarten wie Elsbeeren, Speierlingen, Feldahorne und Wildkirschen ersetzt werden. Auch soll der in manchen Bereichen eingeschleppte Bambus aus Naturschutzgründen zurückgedrängt werden. „Die entsprechenden Planungen werden aktuell final mit der Naturschutzverwaltung abgestimmt und die Pflanzungen sollen noch in diesem Frühjahr erfolgen“, so Kauffmann. Die Bevölkerung soll in diesem Zuge auch vor Ort mit Infotafeln über das Vorgehen informiert werden.